Evangelische Kirchengemeinde Hünfeld

Herzlich willkommen

auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde in Hünfeld. Wir freuen uns, dass Sie unsere Seiten im Internet besuchen. Sie finden hier Informationen zu unserer Gemeinde, unseren Angeboten, Kontaktmöglichkeiten und Veranstaltungen. Sehr gerne würden wir Sie auch persönlich bei uns begrüßen.

Passionsandachten 2023: Golgatha

Wir laden herzlich ein zu unseren Passionsandachten 2023.

Termine: 15., 22. und 29. März, jeweils 18 Uhr


Die Andachten finden in der - nicht geheizten - Kirche statt. Bitte entsprechend anziehen.

Verstärkung gesucht für unseren Kindergarten 'Zum Heiligen Kreuz'

Die Stellenausschreibung finden Sie unter "Aktivitäten" > "Kindergarten" .

Unsere Gottesdienste

Unsere Gottesdienste finden in der Regel sonntags um 10.00 Uhr statt. Aufgrund von Energiesparmaßnahmen feiern wir sie seit momentan im Ev. Gemeindehaus in der Stiftstraße 1 in Hünfeld, bevor wir voraussichtlich Anfang April 2023 wieder in die Stiftskirche zurückkehren.

Die jeweilige Predigt zum Sonntag ist auch auf unserer Homepage nachzulesen. Wer nicht über einen Internetzugang verfügt, kann sich die Predigt gern schriftlich zusenden lassen. Ein Anruf im Gemeindebüro (Tel. 06652 / 2385) genügt.

Predigt zum Sonntag Judika am 26. März 2023 von Pfarrer Jürgen Gossler

Gnade und Friede von Gott, unserm Vater,
und von unserem Bruder Jesus, dem Christus.

Liebe Gemeinde,
Jesus, der Wanderprediger aus Galiläa, ist in aller Munde. Überall erzählt man von ihm. Mit Begeisterung. Doch bei den religiösen Führern in Jerusalem löst das, was sie hören, keine Begeisterung aus. Wie sie auf die Nachrichten von Jesu Wirken reagieren, erzählt Johannes im 11. Kapitel seines Evangeliums.

47 Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen. 48 Lassen wir ihn gewähren, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Tempel und Volk.
49 Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in diesem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisst nichts; 50 ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe. 53 Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie Jesus töteten.

Liebe Gemeinde,
die Pharisäer und die Hohenpriester berufen eine Versammlung des Hohen Rates ein. Eine Dringlichkeitssitzung. Einziger Punkt der Tagesordnung: Jesus von Nazareth. Wobei sie seinen Namen nicht in den Mund nehmen. „Dieser Mensch“, sagen sie, „dieser Mensch tut viele Zeichen.“ Und das ist das Problem. Vor allem die Heilungen, die Jesus vollbringt, sind für das Volk Zeichen: Zeichen seiner besonderen Macht. Vielleicht sogar Zeichen dafür, dass Jesus der Messias ist, auf den Israel schon so lange wartet. Und viele hoffen, dass Jesus in Jerusalem zeigen wird, dass er es tatsächlich ist.

Und genau das bereitet den Ratsherren und den Pharisäer Sorgen. Denn sie befürchten: Wenn die Leute an Jesus glauben – wenn sie glauben, dass er der ersehnte Messias ist, der König, der das Volk Israel erlösen wird, dann gerät die Lage in Jerusalem außer Kontrolle. Denn die Römer, die eigentlichen Herren im Lande, werden bestimmt nicht tatenlos zusehen, wenn das Volk versucht, einen Mann aus seiner Mitte zum König zu machen. Die römischen Besatzer könnten das als Aufstand gegen den Kaiser in Rom betrachten. Und die Folgen wären abzusehen: Das Militär würde aufmarschieren und den vermeintlichen Aufstand niederschlagen. Blut würde fließen, und es könnte sogar Tote geben. Und der letzte Rest von Freiheit und Selbstständigkeit, den die Römer den Juden noch gewähren, wäre endgültig dahin.

Für die Pharisäer und die Mitglieder des Hohen Rates ist Jesus deshalb ein Sicherheitsrisiko. Und niemand schätzt dieses Risiko höher ein als Kaiphas. „Ihr wisst nichts“, sagt er zu den anderen Männern des Hohen Rates. Und er meint damit: „Ihr wisst ja gar nicht, wie gefährlich ‚dieser Mensch‘ für uns wer-den kann.“ Und dann spricht er den entscheidenden Satz: „Ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe.“ Damit ist die Diskussion des Hohen Rates beendet und das Schicksal Jesu besiegelt. Johannes schreibt: „Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten.“

Wie die Geschichte weitergeht, wissen wir. Wir wissen, wie andere den Beschluss des Hohen Rates schließlich in die Tat umsetzen. Durch den Beschluss des Hohen Rates wird die Geschichte Jesu zur Leidensgeschichte. Für uns als Christen ist das natürlich erschreckend. Aber, liebe Gemeinde: Wenn wir Mitglieder des Hohen Rates gewesen wären – hätten wir anders entschieden? Handeln die Männer des Hohen Rates mit Kaiphas an der Spitze nicht verantwortungsvoll?

Wenn der deutsche Bundeskanzler nach der Wahl den Amtseid ablegt, verspricht er, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Tut Kaiphas nicht das Gleiche? Ist nicht auch er darauf bedacht, Schaden von seinem Volk abzuwenden? Ich habe den Eindruck, dass Kaiphas bei dem, was er sagt und tut, im Bewusstsein seiner Verantwortung für das jüdische Volk handelt. Und dennoch ist das, was Kaiphas und die Ratsherrn tun, erschreckend. Es ist erschreckend, wie sie aus kühlen taktischen Erwägungen heraus das Leben eines Unschuldigen opfern. Sie opfern Jesus auf dem Altar der politischen Klugheit und der religiösen Tradition.

Noch erschreckender als das, was sie tun, ist aber das, was sie nicht tun: Die Herren des Hohen Rats fragen nämlich nicht danach, wer „dieser Mensch“ eigentlich ist. Sie denken nicht einmal ernsthaft darüber nach, ob Jesus nicht vielleicht wirklich der Messias sein könnte. Ja, sie fragen nicht einmal danach, ob das, was Jesus tut, gut oder schlecht ist; und sie fragen auch nicht danach, ob das, was er sagt, wahr oder falsch ist. Bei all ihren taktischen Überlegungen spielen zwei Fragen offensichtlich keine Rolle: die Frage nach der Gerechtigkeit und die Frage nach der Wahrheit.

Den Mitgliedern des Hohen Rates geht vor allem um die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Es geht ihnen darum, dass alles so bleibt, wie es ist. Und dabei bleibt nicht nur die Frage nach der Wahrheit auf der Strecke, sondern auch Jesus, der die Wahrheit vertritt und verkörpert wie kein anderer.

„Was tun wir?“ Das war die Frage, vor der die Mitglieder des Hohen Rates standen. Es war die Frage, vor die sie das Auftreten Jesu gestellt hatte. Die Ratsherren haben diese Frage auf ihre Weise beantwortet. Kurz zusammengefasst lautet ihre Antwort: Wir tun alles, damit das Verhältnis zu den Mächtigen im Lande nicht gestört wird.

Und wir? Was tun wir als Christen heute? Ich glaube, dass wir manchmal vor ähnliche Fragen gestellt werden wie der Hohe Rat zur Zeit Jesu. Es gibt Situationen, da stehen auch wir vor der Frage, ob wir uns trauen, für Gerechtigkeit und Wahrheit einzutreten. Trauen wir uns als Kirche, auf Missstände hinzuweisen, auch wenn es den politischen Verantwortungsträgern missfallen könnte? Oder sind wir darauf bedacht, das empfindliche Verhältnis zwischen Staat und Kirche um keinen Preis zu stören?

Ich will das an einem Beispiel deutlich machen: Im Januar dieses Jahres hat die Organisation Oxfam, die sich weltweit für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit einsetzt, einen erschreckenden Bericht veröffentlicht. Nach diesem Bericht haben extremer Reichtum und extreme Armut im vergangenen Jahr gleichzeitig zugenommen. Während Millionen von Menschen überall auf der Welt der Anstieg der Lebensmittelpreise und der Energiekosten zu schaffen macht, haben die großen Lebensmittel- und Energiekonzerne ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Die Superreichen sind nach Oxfam die großen Gewinner sowohl der Corona-Pandemie als auch der Energiekrise. Die Organisation fordert daher von den Regierungen weltweit, Konzerne und Superreiche stärker zu besteuern, um mit dem Geld für Menschen in armen Ländern bessere Lebensmöglichkeiten zu schaffen. – Wie verhält sich in dieser Situation die Kirche? Unterstützt sie das Anliegen von Oxfam oder geht sie stillschweigend darüber hinweg?

Der Einsatz für arme Menschen und für soziale Gerechtigkeit gehört zum Grundauftrag der Kirche, der eine lange Tradition hat. Schon die Propheten im Alten Testament haben die Politiker ihrer Zeit kritisiert, wenn sie nichts dagegen unternommen haben, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer wurden. Doch wenn die Propheten die Wahrheit gesagt und sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben, dann haben sie sich damit bei den Mächtigen meist nicht gerade beliebt gemacht.

Was also sollen die Vertreter der Kirche heute tun? Was sollen wir tun? – Gar nicht so einfach. Denn auch nach meiner Überzeugung ist es wichtig, dass Kirche und Staat konstruktiv zusammenarbeiten. Denn diese Zusammenarbeit hat sich ja in den vergangenen Jahrzehnten auf vielen Gebieten bewährt. Vom Kindergarten bis zur Seniorenbetreuung.

Aber bei allem Bemühen um konstruktive Zusammenarbeit dürfen wir die Fragen nach der Gerechtigkeit und nach der Wahrheit nicht ausblenden. Wenn wir davon überzeugt sind, dass politische Entscheidungen der Wahrheit des Evangeliums widersprechen und die Ungerechtigkeit vergrößern, dann müssen wir das auch sagen. Wir dürfen die Wahrheit des Evangeliums, die verbunden ist mit der Frage nach Recht und Unrecht, nicht aus taktischen Erwägungen heraus aufs Spiel setzen. Denn wer das tut, gibt Jesus Christus preis. Und wie groß die Gefahr ist, das zu tun, stellt uns die Geschichte vom Tötungsbeschluss des Hohen Rates in aller Deutlichkeit vor Augen. Die Ratsherren stellen lieber gar nicht erst die Frage nach Recht und Wahrheit, um einem möglichen Konflikt mit der staatlichen Macht von vornherein aus dem Weg zu gehen.

Wie gesagt, liebe Gemeinde: Ich kann das, was die Männer des Hohen Rates denken und tun, natürlich nicht billigen. Aber ich kann es verstehen. Ich kann ihre Gedanken nachvollziehen. Und vielleicht finde ich das, was diese Männer sagen und tun, gerade deshalb so erschütternd, weil ich es verstehen kann. Und eben deshalb ahne ich zumindest, wie groß die Versuchung ist, die Wahrheit preiszugeben – und mit ihr auch Jesus, der von sich sagen kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Möge Gott uns immer wieder die Kraft geben, der Versuchung zu widerstehen, die Wahrheit zu verleugnen – und seine Gnade, wenn wir der Versuchung erlegen sind. Amen.

Predigt zum Vorstellungsgottesdienst der Hünfelder Konfirmandinnen und Konfirmanden am 19. März 2023

Ihr Name ist Hagar. Sie ist eine junge Frau. Vermutlich zwischen 18 und 19 Jahren. Wir wissen es aber nicht sicher. Sie ist Ägypterin, lebt aber nicht mehr in ihrem Heimatland. Ihr Beruf – wenn man das überhaupt so sagen kann – ist Sklavin. Fremde Menschen verfügen über sie.

Ihr Name ist Hagar. Eigentlich würde niemand ihren Namen kennen. Wie fast alle Sklaven und Unterdrückten der Weltgeschichte wäre sie vergessen worden. Der Grund, warum man ihren Namen doch kennt, findet sich in der Bibel, und zwar in dem Abschnitt, wo von dem großen Abraham erzählt wird, der als Stammvater der Religionen Judentum, Christentum und Islam verehrt wird.

Die Geschichte von Abraham kennen noch viele Menschen in unserem Kulturkreis. Abraham, der große Glaubende, der bereit ist, seinen Sohn Isaak auf den Befehl Gottes hin zu opfern. Abraham, dem Gott versprochen hat, dass von ihm ein großes Volk entsteht, das so zahlreich ist wie die Sterne des Himmels.

Hagar, die Sklavin, taucht in der Geschichte des großen Abraham auf, der in Wahrheit gar nicht so groß und glaubensstark ist, auch nicht so gerecht und mutig.
Hagar ist die persönliche Sklavin von Sarai, der Frau Abrahams. Aus diesem Grund bekommt sie die Eheprobleme zwischen ihr und Abraham hautnah mit.

Gott hatte Abraham versprochen, dass er einen Sohn bekommt. Und dann viele Enkel und Urenkel. Das Problem war, Sarai wurde einfach nicht schwanger. Mit der Enttäuschung wuchs der Druck, dass endlich etwas passieren sollte. Aber wie soll man unter Druck schwanger werden?

Die Probleme zwischen Abraham und Sarai eskalieren. Und damit beginnt die Geschichte von Hagar: (Genesis 16,1-4a – Übersetzung Basis Bibel:)

1 Abrams Frau Sarai hatte keine Kinder bekommen. Sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar. 2 Sarai sagte zu Abram: »Der Herr hat mir Kinder verweigert. Geh doch zu meiner Magd! Vielleicht kann ich durch sie ein Kind bekommen.« Abram hörte auf Sarai. 3 So gab Sarai ihrem Mann Abram ihre ägyptische Magd Hagar zur Nebenfrau. Abram wohnte damals schon zehn Jahre im Land Kanaan. 4 Er schlief mit Hagar, und sie wurde schwanger.

Ihr Name ist Hagar. Sie wird benutzt. Nicht freiwillig, sondern aufgrund der Machtverhältnisse. Als Sklavin kann sie sich nicht wehren. Sie wird zu einem Gebär-Werkzeug degradiert, vom frommen Abraham und von Sarai, der Stammmutter des Volkes Israel. Als Gebär-Werkzeug ist das Kind noch nicht einmal ihr Kind, sondern es gehört Abraham und Sarai. Sie verfügen nicht nur über ihre Gebärmutter, sondern auch über das Leben, das ihr entspringt.

Mit der Schwangerschaft hätte das Problem „Nachkommen“ gelöst sein können. Die Sklavin Hagar wäre dann vermutlich im weiteren Verlauf der Geschichte dem Vergessen anheimgefallen. Aber die Geschichte geht weiter:

(Genesis 16,4b-6:)
4b Als sie merkte, dass sie schwanger war, sah sie auf ihre Herrin herab. 5 Da sagte Sarai zu Abram:
»Mir geschieht Unrecht, und du bist schuld. Ich war es doch, die dir meine Magd gegeben hat. Kaum ist sie schwanger, sieht sie auf mich herab. Der Herr soll zwischen dir und mir entscheiden!« 6 Abram antwortete Sarai: »Sie ist deine Magd und in deiner Hand. Mach mit ihr, was du für richtig hältst.« Daraufhin behandelte Sarai ihre Magd so schlecht, dass diese ihr davonlief. (Ende)

Die Situation zwischen den Frauen eskaliert. Die, die durch Macht und Gewalt Abrahams schwanger geworden ist, verachtet die, die nicht schwanger werden konnte. Letztendlich ist das ein perverser Wettkampf zwischen zwei Menschen, die mehr oder weniger Gewalt und Macht zum Opfer gefallen sind. Die Frauen hätten sich ja auch zusammentun können. Sie hätten sich gegenseitig unterstützen können. Stattdessen setzen sie den gnadenlosen und erbarmungslosen Macht- und Konkurrenzkampf fort, ja, sie befeuern ihn noch.

Und, was ebenfalls auffällt: Sarai übernimmt für ihre Tat, nämlich dass sie Hagar Abraham ausgeliefert hat, nicht die Verantwortung: „Mir geschieht Unrecht“, beklagt sie sich bei Abraham. Und, wie im richtigen Leben, Schuld sind immer die anderen. Man selbst hat nie etwas getan. Darum wirft sie Abraham vor: „Du bist schuld. Du bist der Grund, dass Hagar mich verachtet.“

Abraham übernimmt ebenfalls keine Verantwortung für die Situation. Auch er fühlt sich nicht verantwortlich, auch ihn trifft keine Schuld, so seine Ansicht. Darum sagt er Sarai, dass sie mit Hagar machen soll, was sie für richtig hält. Die Schuld wird auf der Schwächsten in der Dreieckskonstellation abgeladen. Ihr Name ist Hager. Und sie ist das Opfer.

Sarai behandelt Hagar so schlecht, dass ihr nur die Aussicht bleibt, in die Wüste zu fliehen. Sie flieht aus dem Terror des Hauses Abrahams in die Weite des Todes. Wie schlecht muss es einem Menschen ergangen sein, dass er lieber die Möglichkeiten zu sterben erwägt, als in seiner vertrauten Umgebung zu bleiben?

Wieder haben sich Abraham und Sarai weder als gottesfürchtig noch als gerecht erwiesen.

(Genesis 16,7-8:)
7 Ein Engel des Herrn fand Hagar an einer Wasserquelle in der Wüste. Sie war am Brunnen auf dem Weg nach Schur. 8 Der Engel fragte: »Hagar, du Magd Sarais, wo kommst du her und wo gehst du hin?« Sie antwortete: »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.« (Ende)

Ihr Name ist Hagar. Und sie wird gesehen. Sie wird von einem Engel, einem Boten Gottes, gesehen. Wer einen Menschen wirklich wahrnimmt, der fragt nach seiner Geschichte: „Wo kommst du her und wo gehst du hin?“

Zu wissen, woher man als Mensch kommt und wohin man als Mensch geht, ist für jeden Menschen wichtig. Denn es geht um die Frage, wer man ist, und wer man werden möchte. Vermutlich wurde Hagar das noch nie gefragt. Und, haben Sie, habt ihr mal eure Mitmenschen nach ihrem Lebensweg gefragt? Wer seine Geschichte erzählen kann, ist nicht mehr Objekt von anderen. Über Hagars Leben haben die beiden mächtigen Menschen, Abraham und Sarai, bestimmt. Wer seine Geschichte erzählen kann, erlebt sich selbst als jemand, der Möglichkeiten hat, der Gefühle wahrnimmt, der Fähigkeiten bei sich entdeckt.

Vermutlich hat Hagar mehr erzählt als diese kurze Aussage: „Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.“ Wir Menschen brauchen Zeiten und Räume, um unsere Lebensgeschichte erzählen zu können. Wir brauchen Menschen, denen wir vertrauen können, damit wir uns selbst beim Erzählen über uns selbst klar werden. Wir brauchen auch Zeiten und Räume, um Gott erzählen zu können, wer wir sind, was uns bewegt, wohin wir gehen wollen.

Und jetzt kommt der Hammer in der Geschichte:

(Genesis 16,9-12)
9 Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Kehre zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter!« 10 Weiter sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Ich werde deine Nachkommen so zahlreich machen, dass man sie nicht zählen kann.« 11 Der Engel des Herrn fügte hinzu: »Du bist schwanger und wirst einen Sohn zur Welt bringen. Den sollst du Ismael, ›Gott hat gehört‹, nennen. Denn der Herr hat dich gehört, als du ihm deine Not geklagt hast. 12 Dein Sohn wird heimatlos sein wie ein Wildesel. Er wird mit allen im Streit liegen und getrennt von seinen Brüdern wohnen.« (Ende)

Wie verrückt muss man sein, um an den Ort zurückzukehren, wo man terrorisiert worden ist? Warum verlangt Gott das? Oder ist Hagar einfach nur dumm? Denn Abraham und Sarai werden sich nicht ändern, sondern sie weiter demütigen, beschämen, terrorisieren.
Warum macht Hagar das? Warum tut sie sich das an? Zu meinen, dass Hagar naiv oder dumm sei, wäre naiv und dumm.

Vielleicht weiß Hagar etwas über das Leben, das wir nicht wissen. Was weiß sie über schwere Zeiten, über das Leiden, Aushalten und Ertragen, über Geduld, das wir nicht wissen? Was wissen wir von unseren Freunden, Schulkameraden, Nachbarn, von ihrem Leid und ihren Schmerzen? Und, wollen wir das wissen? Wollen wir uns dem anderen wirklich aussetzen?

Das sind viele Fragen, auf die jeder selbst eine Antwort finden muss. Hagar sieht die Situation jedenfalls so:

(Genesis 16,13-16:)
13 Hagar gab dem Herrn, der mit ihr geredet hatte, den Namen El-Roi, das heißt: Gott sieht nach mir. Denn sie hatte gesagt: »Hier habe ich den gesehen, der nach mir sieht.« 14 Darum nannte man den Brunnen Beer-Lahai-Roi, das heißt: Brunnen des Lebendigen, der nach mir sieht. Er liegt zwischen Kadesch und Bered.
15 Hagar brachte Abrams Sohn zur Welt. Er nannte den Sohn, den Hagar geboren hatte, Ismael.
16 Abram war 86 Jahre alt, als Hagar Ismael zur Welt brachte.

Ihr Name ist Hagar. Und sie sagt von der Begegnung mit Gott: „Gott sieht nach mir.“ Gottesbegegnung sind intim und privat. Sie sind geheimnisvoll. Hagar erfährt sich trotz ihrer schwierigen Situationen und ihren vermutlich vielen Fragen und Zweifeln als von Gott gesehen, als von Gott geliebt.

Ein liebevoller Blick, das Gefühl, verstanden und angenommen zu sein, verändert das Leben. Dass Gott Hagar sieht, verändert alles in Hagars zerbrochenem Leben. Der Blick der Liebe Gottes reicht aus der Ewigkeit hinein in die Einsamkeit einer unscheinbaren Sklavin. Sie wird gesehen und begleitet von der Liebe Gottes – auch wenn sie das zuvor niemals geahnt hat.

„Gott sieht nach mir.“ In dem Leid und der Einsamkeit unseres Lebens sieht Gott hindurch. Er kennt uns und weiß, wie es uns geht. Gott sieht, was uns zu dem Menschen gemacht hat, der wir heute sind.

Und selbst, wenn wir nicht mehr glauben oder glauben können, dass uns einer sieht: „Gott sieht nach dir.“ Amen.

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Zur Geschichte unserer Gemeinde

Die evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz in Hünfeld blickt auf fast 150 Jahre "geschenkte Zeit" zurück / ökumenisches Zusammenleben heute Alltag

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Gottesdienst
::: Gründonnerstag, 6. April 2023
18.00 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl
::: Karfreitag, 7. April 2023
10.00 Uhr Gottesdienst zum Karfreitag
::: Ostersonntag, 9. April 2023
5.30 Uhr Osternachtfeier mit Abendmahl
(anschließend Osterfrühstück im Gemeindehaus)
::: Samstag, 6. Mai 2023
14.00 Uhr Gottesdienst zur Konfirmation
der 1. Konfirmand*innengruppe
::: Sonntag, 7. Mai 2023
10.00 Uhr Gottesdienst zur Konfirmation
der 2. Konfirmand*innengruppe
::: Donnerstag, 18. Mai 2023
11.00 Uhr Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt
im Bürgerpark
::: Pfingstmontag, 29. Mai 2023
18.00 Uhr Ökumenischer Pfingstgottesdienst in
der Klosterkirche (Am Morgen des Pfingstmontags
findet kein Gottesdienst statt.)
::: Sonntag, 18. Juni 2023
14.00 Uhr Familiengottesdienst